Revolution in Pink
Seit 2006 lehren sie gewalttätigen Männern und korrupten Polizisten das Fürchten: Die Anhänger der Gulabi Gang (Rosa Gang), eine Truppe von furchtlosen indischen Frauen, welche die Verachtung und Gewalt gegenüber des weiblichen Geschlechts in ihrem Land verurteilen und bekämpfen. Die Farbwahl ihrer pinken Saris ist dabei nicht zufällig. Rosa steht für weiblich, zart, süß – für all das, wie eine Frau nach indischen Wertvorstellungen zu sein hat. Eine Geste voller Ironie. Denn süß, das sind sie bei weitem nicht. Ein weiterer, nicht unbedeutender Bestandteil prägt ihr Erscheinungsbild: ein langer Bambusstock, der traditionell von Polizisten gebraucht wird, um gegen Verbrecher vorzugehen. Ähnlich wird er auch von den pinken Ladies genutzt, nur dass dabei die Polizisten selbst ins Visier geraten. Diese tragen nämlich durch ihr weitestgehend korruptes Verhalten nicht gerade zur Verbesserung der Situation der Inderinnen bei. Als ein Land, das zu weiten Teilen durch ein striktes Kastensystem geprägt ist, in dem die Armen arm bleiben und die Reichen das Sagen haben, hält Indien nicht viel Positives bereit für jemanden, der als Frau geboren wird. Stammeshalter sind gefragt, Mädchen oft nichts wert, vor allem in den unteren Kasten. Entsprechend werden sie behandelt. Schändungen und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Die jüngsten Ereignisse in Neu-Dheli lassen nun Indien und die ganze Welt aufhorchen: eine 23-jährige Studentin wurde im Dezember von mehreren Männern brutal vergewaltigt und zusammengeschlagen. Nur einige Tage nach der Tat erlag sie ihren Verletzungen. Dieses grausame Verbrechen ist kein Einzelfall, nur kommt es auf Grund der Machtverhältnisse und Korruption in den meisten Fällen nicht zur Verfolgung und Anzeige der Täter. Genau hier setzt die Gulabi-Gang an. Schon lange verlassen sich die Frauen nicht mehr auf andere. Sie selbst sind nun am Zug. Sie drohen Vergewaltigern, stellen Forderungen an Staatshüter getreu dem Motto: wer nicht hören will, muss fühlen. Immer mehr Frauen schließen sich der Gruppe an, fassen Mut, sich gegen ihre gewalttätige Ehemänner und die diskriminierende indische Gesellschaft zu erheben. An die 20.000 Mitglieder sollen es bislang sein. Eine genaue Zahl ist jedoch nicht bekannt. So oder so, die Mädels bewegen was! Und wer weiß, vielleicht schaffen sie durch ihren Einsatz ja die Grundlage für ein neues, frauenfreundliches und gerechteres Indien.
Autorin: Janna Pressentin