Archive for October 2014
Wissenstransfer im Auslandsentsendungsprozess – Über die Bedeutung und Nutzung des Wissens der Rückkehrer
Haben Sie sich schon einmal gefragt, was mit all dem Wissen passiert, das Mitarbeiter in den Unternehmen besitzen? Wie sieht es zum Beispiel mit dem Wissen der Expatriates aus?
Die Anzahl der vom Stammhaus ins Ausland entsendeten Mitarbeiter nimmt derzeit immer weiter zu. Das nach der Rückkehr der Mitarbeiter mitgebrachte Wissen und die Erfahrungen sind eine Schatzkiste voller wertvoller Informationen für das Unternehmen. In diesem Zusammenhang gewinnt der Transfer des Wissens der Expats immer weiter an Bedeutung und wird zunehmend zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil, da es im Vergleich zu Produkten schwieriger zu imitieren und zu adaptieren ist. Lange dienten Auslandsentsendungen von Fach- und Führungskräften dem Wissenstransfer von den Muttergesellschaften zu den Auslandsgesellschaften. Zu wenig Aufmerksamkeit wird bis heute dem im Ausland erworbenen Wissen gewidmet. Nach einer Umfrage ermitteln nur 30% der Unternehmen systematisch das erworbene Wissen der Rückkehrer. Da Wissen stets an Personen gebunden ist, kann es nur weitergegeben werden, wenn die Möglichkeit der Wissensteilung gegeben ist. Die Herausforderung besteht dabei darin, das zumeist implizite, schwer artikulierbare Wissen zu identifizieren, in geeigneter Art zu speichern und nutzbar zu machen. Mithilfe entsprechender Wissenstransfer Instrumente werden die Voraussetzungen dafür geschaffen.
Zu diesen Instrumenten zählen zum einen zentralisierte Informationsschriften wie länderspezifische Handbücher und Leitfäden, die von der Personalabteilung erstellt werden. Allerdings stellt es sich als schwierig heraus, erworbenes Wissen und individuelle Erfahrungen in länderspezifischen Informationsbroschüren zu dokumentieren. Da während des Auslandsaufenthaltes besonders implizites Wissen erworben wird, eignen sich solche deskriptiven Instrumente nur bedingt zum Wissenstransfer.
Eine weitere Möglichkeit, Wissen im Auslandsentsendungsprozess zu transferieren, sind Methoden der persönlichen Erfahrungsweitergabe. Dazu gehören Best Practices, Lessons Learned, Storytelling oder auch Mentoring und Coaching. Mithilfe dieser Methoden kann auf konkrete Situationen im Auslandsaufenthalt und die dort gemachten individuellen Erfahrungen Bezug genommen werden, mögliche Fehler oder Herausforderungen können identifiziert und Lösungsmöglichkeiten übermittelt oder entwickelt werden. IT-Systeme ermöglichen dann, das erworbene und identifizierte Wissen zu speichern, zugänglich und anwendbar zu machen. Dabei kann zwischen Social Software wie Wikis oder Weblogs, inhaltsorientierten Systemen wie Content-Management-Systeme oder auch Suchmaschinen wie dem Intranet unterschieden werden. An mancher Stelle wird auch die Personalplanung als Instrument des Wissenstransfers erachtet. Denn Repatriates sollten nach der Rückkehr an den Stellen eingesetzt werden, an denen sie ihr neu gewonnenes Wissen auch anwenden können. In einer qualitativen Befragung von Repatriates, die zwischen 3 und 5 Jahren im Ausland waren, wurde beklagt, dass die Stellenbesetzung nach der Rückkehr häufig dem Zufall überlassen ist. Nach einer Studie von Deloitte geben 58% der Repatriates an, dass der Hauptgrund, das Unternehmen zu verlassen, in der mangelnden Anwendbarkeit des gewonnen Wissens lag.
Unternehmen, die bereits das Potential ihrer Repatriates erkannt haben, bilden sie zu interkulturellen Wissensmanagern für die Entwicklung einer interkulturellen Wissensbasis aus. So können sie etwa als Berater ihre Erfahrungen an das Unternehmen weitergeben. Sie sind zuständig für den Wissenstransfer von internationalen Erfahrungen, gemeinschaftliches Lernen und das Etablieren einer interkulturellen Wissenskultur anhand von unternehmerischen Zielen.
Nach wie vor wird in den meisten Unternehmen das Potenzial der Repatriates als Multiplikatoren und Wissensträger jedoch unterschätzt oder nicht ausgeschöpft. Die verschiedenen Instrumente des Wissensmanagements sollten flexibel und parallel eingesetzt werden, um möglichst viele Mitarbeiter zu erreichen. Schließlich bietet die ausschöpfende Nutzung des Wissens der Repatriates die Möglichkeit, Unternehmen mit einer eigenen interkulturellen Wissenskultur wettbewerbsfähiger zu machen.
„Schatzi! Du gehst mir ab!“ Über die kleinen und großen Unterschiede der deutschen Sprache in Österreich und Deutschland.
Zwischen Deutschen und Österreichern gibt es keine Missverständnisse, sprechen ja beide Deutsch. Oder doch?!
Dass es durchaus sprachliche Differenzen gibt, können wir aus eigener Erfahrung berichten. Unser ehemaliger Praktikant aus Österreich klärte uns über die Unterschiede der beiden Länder auf.
Im Hochmittelalter war der Süden des deutschen Sprachraums, darunter auch Österreich, noch die treibende Kraft der Sprachentwicklung. Erst ab dem 16. Jahrhundert, als sich das politische Gewicht nach Mitteldeutschland verlagerte, gingen von dort die weiteren Impulse der Sprachentwicklung aus. Österreich und der südliche Sprachraum hatten immer weniger Einfluss auf die Entwicklung des Neuhochdeutschen. Luther prägte in der Zeit der Reformation mit seinen Schriften die meist evangelisch mitteldeutschen Sprachformen. Österreich lehnte diese im Zuge einer Gegenreformation mehrheitlich ab. Doch erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts, als Österreich aus dem deutschen Reich ausschied, gewann die Idee eines österreichischen Deutsch an Bedeutung. Hier entstand ein Großteil der Austriazismen (in Österreich übliche Varianten der deutschen Sprache). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein erstes Zeichen einer sprachlichen Selbstständigkeit gesetzt. Das vom österreichischen Unterrichtsministerium eingeführte Österreichische Wörterbuch erfasst das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 195 und ist für Schulen und Ämter Österreichs sowie Südtirols verbindlich.
Österreich hat in der Geschichte einige Entwicklungen der gesamtdeutschen Standardsprache nicht mit vollzogen, sodass heute ältere Sprachvarianten, die in Deutschland verschwunden sind, in der österreichischen Standardsprache erhalten geblieben sind. Ein Beispiel ist das Wort Jänner, das im 19.Jahrhundert in Anlehnung an das Lateinische zu Januar wurde und in Österreich erhalten geblieben ist.
Ein Großteil der Unterschiede im Wortschatz zwischen dem deutschen und dem österreichischen Deutsch bestehen in der Küche. Haben Sie z.B. schon einmal in einer Fleischhauerei 10 Deka Faschiertes bestellt? Aber sicherlich schon 100g Hackfleisch beim Fleischer?
Auch in der Verwaltung lassen sich einige Unterschiede feststellen. So treibt in Österreich der Exekutor die Schulden ein, während die deutschen Bürger mit dem Gerichtsvollzieher rechnen müssen. Die österreichischen Schüler schließen die Schule mit der Matura ab und die deutschen mit dem Abitur. Wenn ein Lehrer in Österreich krank ist, wird er von einem anderen suppliert.
Zudem finden sich im Verkehrswesen unterschiedliche Bezeichnungen. Werden Autofahrer in Deutschland vor kreuzenden Fußgängern gewarnt, ist in Österreich von Fußgehern die Rede.
Nicht selten werden Wörter, die in beiden Ländern existieren, in unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht. Die Aufforderung “Greif mein Handy nicht an!“ kann in Deutschland schon mal für Schmunzeln sorgen, da dieses Wort hier nur im Sinne von attackieren gebraucht wird. In Österreich ist die Verwendung im Sinne von anfassen durchaus üblich. Zudem geht man einem anderen ab, wenn dieser einen vermisst.
Auch in der Aussprache unterscheiden sich Österreicher von Deutschen. Beispielweise werden Wörter, die auf -on enden wie Beton, Karton oder Salon auch so ausgesprochen, während die Silben in Deutschland eher wie -ong klingen. Einige Wörter wie Geruch oder Vorteil werden in Österreich eher mit langem Vokal und in Deutschland eher mit kurzem Vokal ausgesprochen.
Bei der Grammatik können Unterschiede vor allem in der Nutzung von Präpositionen festgestellt werden. Während man in Deutschland etwas für 5€ kauft, erwirbt man es in Österreich um 5€. Auf dem wird zu am zusammengeführt, sodass sich das Essen am Tisch befindet.
Mehr Wissenswertes zum Thema österreichisches Deutsch können Sie hier nachlesen: http://bit.ly/1DCMvdl.