„Schatzi! Du gehst mir ab!“ Über die kleinen und großen Unterschiede der deutschen Sprache in Österreich und Deutschland.
Zwischen Deutschen und Österreichern gibt es keine Missverständnisse, sprechen ja beide Deutsch. Oder doch?!
Dass es durchaus sprachliche Differenzen gibt, können wir aus eigener Erfahrung berichten. Unser ehemaliger Praktikant aus Österreich klärte uns über die Unterschiede der beiden Länder auf.
Im Hochmittelalter war der Süden des deutschen Sprachraums, darunter auch Österreich, noch die treibende Kraft der Sprachentwicklung. Erst ab dem 16. Jahrhundert, als sich das politische Gewicht nach Mitteldeutschland verlagerte, gingen von dort die weiteren Impulse der Sprachentwicklung aus. Österreich und der südliche Sprachraum hatten immer weniger Einfluss auf die Entwicklung des Neuhochdeutschen. Luther prägte in der Zeit der Reformation mit seinen Schriften die meist evangelisch mitteldeutschen Sprachformen. Österreich lehnte diese im Zuge einer Gegenreformation mehrheitlich ab. Doch erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts, als Österreich aus dem deutschen Reich ausschied, gewann die Idee eines österreichischen Deutsch an Bedeutung. Hier entstand ein Großteil der Austriazismen (in Österreich übliche Varianten der deutschen Sprache). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein erstes Zeichen einer sprachlichen Selbstständigkeit gesetzt. Das vom österreichischen Unterrichtsministerium eingeführte Österreichische Wörterbuch erfasst das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 195 und ist für Schulen und Ämter Österreichs sowie Südtirols verbindlich.
Österreich hat in der Geschichte einige Entwicklungen der gesamtdeutschen Standardsprache nicht mit vollzogen, sodass heute ältere Sprachvarianten, die in Deutschland verschwunden sind, in der österreichischen Standardsprache erhalten geblieben sind. Ein Beispiel ist das Wort Jänner, das im 19.Jahrhundert in Anlehnung an das Lateinische zu Januar wurde und in Österreich erhalten geblieben ist.
Ein Großteil der Unterschiede im Wortschatz zwischen dem deutschen und dem österreichischen Deutsch bestehen in der Küche. Haben Sie z.B. schon einmal in einer Fleischhauerei 10 Deka Faschiertes bestellt? Aber sicherlich schon 100g Hackfleisch beim Fleischer?
Auch in der Verwaltung lassen sich einige Unterschiede feststellen. So treibt in Österreich der Exekutor die Schulden ein, während die deutschen Bürger mit dem Gerichtsvollzieher rechnen müssen. Die österreichischen Schüler schließen die Schule mit der Matura ab und die deutschen mit dem Abitur. Wenn ein Lehrer in Österreich krank ist, wird er von einem anderen suppliert.
Zudem finden sich im Verkehrswesen unterschiedliche Bezeichnungen. Werden Autofahrer in Deutschland vor kreuzenden Fußgängern gewarnt, ist in Österreich von Fußgehern die Rede.
Nicht selten werden Wörter, die in beiden Ländern existieren, in unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht. Die Aufforderung “Greif mein Handy nicht an!“ kann in Deutschland schon mal für Schmunzeln sorgen, da dieses Wort hier nur im Sinne von attackieren gebraucht wird. In Österreich ist die Verwendung im Sinne von anfassen durchaus üblich. Zudem geht man einem anderen ab, wenn dieser einen vermisst.
Auch in der Aussprache unterscheiden sich Österreicher von Deutschen. Beispielweise werden Wörter, die auf -on enden wie Beton, Karton oder Salon auch so ausgesprochen, während die Silben in Deutschland eher wie -ong klingen. Einige Wörter wie Geruch oder Vorteil werden in Österreich eher mit langem Vokal und in Deutschland eher mit kurzem Vokal ausgesprochen.
Bei der Grammatik können Unterschiede vor allem in der Nutzung von Präpositionen festgestellt werden. Während man in Deutschland etwas für 5€ kauft, erwirbt man es in Österreich um 5€. Auf dem wird zu am zusammengeführt, sodass sich das Essen am Tisch befindet.
Mehr Wissenswertes zum Thema österreichisches Deutsch können Sie hier nachlesen: http://bit.ly/1DCMvdl.