Familienbande
Kernfamilie, Großfamilie, Regenbogenfamilie, Einelternfamilie.. Was bedeutet Familie eigentlich? Wer gehört dazu, wer nicht? Familie kommt vom lateinischen Wort familia und heißt „Hausgemeinschaft“. In den westlichen Kulturen bedeutet das in den meisten Fällen Mutter, Vater und die leiblichen Kinder – selten auch Elternteile der Eltern.
Die sogenannte Kernfamilie hat in Deutschland eine große Bedeutung und genießt auch weitreichende rechtliche Privilegien. Sie ist die Einheit, in der man sich sozialisiert, der Rahmen für die Entwicklung und Erziehung. Auch Geborgenheit und Vertrauen machen die Kernfamilie zu dem wichtigsten Bezugspunkt unseres Lebens. Tanten, Onkel und Großeltern können einen hohen Stellenwert innerhalb der Familie haben, müssen aber nicht unbedingt zum engeren Kreis dazugehören. An deren Stelle können auch Freunde treten. Das Sprichwort „Blut ist dicker als Wasser“ trifft insbesondere in Deutschland oft nur im inneren Kern der Familie zu. Das westliche Ideal der perfekten Familie, der Kernfamilie, macht deutlich, dass die Eltern-Kind-Beziehung eine der wichtigsten Beziehungen überhaupt darstellt. Dieses selbstverständliche Bild ist in vielen Teilen der Erde nicht existent.
In Mikronesien beispielsweise herrscht ein anderes Konzept von Familie vor. Hier lebt man traditionell mit allen blutsverwandten Familienmitgliedern zusammen. Die Kernfamilie an sich existiert nicht: Neugeborene werden an diejenigen Familienmitglieder weitergegeben, die keine oder wenige Kinder haben, um in Zukunft abgesichert zu sein: Kinder sind Arbeitskraft, bewahren das Wissen und die Traditionen und pflegen ihre Älteren. Somit erfüllt die soziale Adoption eine wichtige Funktion, um die Gesellschaft zu erhalten und das Fortbestehen der Familie zu garantieren. Es ist nicht wichtig, wer die leiblichen Eltern sind und die Kinder werden innerhalb des großen Familienkreises erzogen, was in unserer Kultur kaum vorstellbar ist.
Zusammenwohnende Großfamilien, Mehrgenerationenhäuser und enge Bindungen zwischen allen Blutsverwandten sind auch in Europa vertreten: zum Beispiel in Italien. Familie ist einer der wichtigsten Werte und viele Kinder zu haben ist eine große Bereicherung für die Familie und das Leben. Die Beziehung von Mutter und Sohn ist dabei sehr ausgeprägt und eng, viele Söhne leben bis zum Eintritt in die Ehe bei ihrer Mutter – Mamma Mia!
Kinder sind das Wesentliche einer Familie. Dennoch nimmt die Geburtenrate in Deutschland, aber auch im restlichen Europa weiter ab. Sogar in Italien. Heute gibt es viele Maßnahmen, die die Erhaltung der Familie fördern und ihre Wichtigkeit hervorheben sollen. So kennen wir die Familienförderung, das Ehegattensplitting, Kindergeld und neuerdings auch das Erziehungsgeld.
In China ist die Situation wiederum eine ganz andere: dort gibt es die Ein-Kind-Politik, eine Regelung der Regierung, dass nur ein Kind pro Familie geboren werden darf. Weiterer Nachwuchs wird mit hohen Geldtrafen sanktioniert. Die Probleme die daraus entstehen sind größer, als diejenigen, die dadurch gelöst werden können. Zudem ist traditionell eine Kultur der Großfamilien, die die Aufgaben der sozialen Sicherung übernimmt: hier wurden Kinder aufgezogen, Ältere und Kranke gepflegt und alle an einem Tisch ernährt. Die Menge an Kindern hat durch die Gesetze rapide abgenommen und Chinas Gesellschaft altert – ohne Nachwuchs, der die Pflege übernimmt.
Familie ist ein kulturspezifisches Konzept, es offenbart die Struktur der Gesellschaft und ist ein guter Indikator für Lebensweise und Werte der jeweiligen Kultur. Heute, am internationalen Tag der Familie, soll auf ihre Wichtigkeit in der Gesellschaft aufmerksam gemacht werden. Der Fokus liegt dabei auf der Rollenverteilung innerhalb der Familie, Gleichberechtigung, Recht auf freie Wahl eines Ehepartners sowie auf Frauen- und Kinderrechten.
Was bedeutet Familie für Sie?
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Autor: Rebekka Mitz