Feliz ano novo!
2012 ist vorbei, „Mayageddon“ überstanden. Die meisten von uns haben sich ausgelassen feiernd und knallend verabschiedet und starten nun mit guten Vorsätzen, voller Motivation und Tatendrang ins neue Jahr. Jeder hat seine Art, den alljährlichen Neuanfang einzuläuten, doch hält man sich allgemein an bekannte Muster entsprechend der eigenen Kultur. Bei uns in Europa mag dies grundsätzlich ähnlich ausfallen, doch wie sieht es woanders aus?
Zum Beispiel in Brasilien – Land der Palmen, Strände und Papageien. Dem Latino-Völkchen eilt der Ruf voraus, die Weltbesten im Feiern von Festen zu sein. Und beruht dieses Vorurteil auch auf Stereotypen, so kann ich es aus eigener Erfahrung zu 100% bestätigen. Ein Jahr in einem der kulturell vielfältigsten Länder der Welt, der Mentalität seiner Bewohner voll und ganz ausgesetzt, kommt man nicht umhin, sich von ihrer Leichtigkeit und Lebensfreude anstecken zu lassen, sie in sich aufzusaugen und mitzunehmen.
Wie São João und Karneval ist auch Neujahr ein ganz besonderes und für sich einzigartiges Fest voll von Traditionen und Bräuchen und spielt sich zu großen Teilen am Wasser ab. Zwar besteht das Land bei Weitem nicht ausschließlich aus Strand und Meer, jedoch leben immerhin zwei Drittel der Bevölkerung nicht weiter als 100 Kilometer von der Küste entfernt und so liegt es durchaus nahe die Feiertage oder gar den ganzen Sommer dort zu verbringen. Ist Brasilien auch ein durch und durch christlich geprägtes Land, so gehört die Silvesternacht den afrikanischen Göttern – vor allem Yemanhá, Göttin des Meeres, Engel der Fischer, Maria der Liebenden. In dieser einen Nacht wird nur sie angebetet und mit Opfergaben überschüttet. Kurz vor Mitternacht machen sich die Menschen dorthin auf, wo das Meer den Strand berührt, legen ihre Gaben nieder, meist bestehend aus Blumen und Früchten; Kerzen werden entzündet. Die Farbe der Kleidung ist an diesem Tag von großer Bedeutung. Viele tragen weiß – die Farbe des Friedens. Ein rotes Gewand weist seinen Träger als liebe-suchend aus. Andere wünschen sich Geld, Freundschaft für das neue Jahr und kleiden sich in der entsprechenden Farbe.
Nachdem der Countdown eingeleitet und das neue Jahr mit lauten Jubelrufen willkommen geheißen wird, verschmelzen die Menschen mit dem Meer. Einige tauchen komplett hinein, andere (so wie ich damals) springen über sieben Wellen – pro Welle ein Wunsch. Danach wird gefeiert. Und zwar nach brasilianischem Standard: ausgelassen mit Samba, Forró und viel Cachaça.
Es mag noch so viele unterschiedliche Arten auf der Welt geben den letzten Abend im Jahr zu verbringen. Doch die große Mehrheit aller, egal welcher Hautfarbe, Nationalität oder Kultur, blickt dem Jahreswechsel voller Freude und gespannter Erwartungen entgegen. In diesem Moment sind wir uns alle ganz nah. Silvester verbindet und zeigt, dass wir so verschieden gar nicht sind. So wie die Menschen in Brasilien zählen auch wir in Deutschland gemeinsam die letzten Sekunden des Jahres, begrüßen es mit lauten Jubelrufen, fallen unseren Liebsten um den Hals und feiern ausgelassen all das, was uns das neue Jahr so bringen mag.
Autorin: Janna Pressentin